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WilderKaiser2022-Reisebericht

Fortbildungen sind etwas Gutes. Sie liefern mir immer wieder einen guten Anlass, ins Gebirge zu fahren und machen Spaß. Diesmal bekommt Frederic eine von mir und ich vom DAV.

Sind wir ehrlich. Nachtzüge sind eine Zumutung, insbesondere seit es bei der Deutschen Bahn keine Liegewagen mehr gibt. Aber nur so kommen wir am Freitag in Kufstein früh genug an für den langen Hüttenzustieg. Marie ist ein Schatz. Sie holt uns vom Bahnhof ab und bringt uns zum Beginn des Kaiserwegs. Der ist sehr angenehm und lässt sich gut gehen. Und uns geht es auch gut. Am Hans Berger Haus gibt es eine kurze Pause und nach rund viereinhalb Stunden sind wir am Stripsenjochhaus.

Frederic war noch nie alpin Klettern. Also gehen wir erst mal zum Gamswandl und trainieren Nachmittags noch Handgriffe. Am Samstag ist das Wetter unbeständig und deshalb machen wir damit einfach weiter. Frederic traut sich seinen ersten Vorstieg am Wildanger und stellt fest, wie schwierig die Orientierung ist, wenn Route und Topo mal wieder nicht übereinstimmen und der Regen gleich anfängt.

Sonntag ist Tourenwetter. Wir starten mit Stirnlampe. Am Horizont kündigt sich schon die Dämmerung an. Der Stein ist noch nass und die letzten Meter Zweiergelände zum ersten Stand sind heikel. Wir kommen gut vorwärts und am Steilaufschwung erwartet uns ein grandioser Blick auf das Wolkenmeer unter uns. Viele Kommentare warnen vor dem Seilzug in der 7. Seillänge, weil da zwei Schuppen sind, unter denen sich das Seil leicht einklemmt. Bei uns läuft es vorbei und von Seilzug ist nichts zu merken.

Allerdings merke ich zahlreiche Veränderungen. Die Route ist saniert. Die schönen alten massiven Bullenringe sind weg. Dafür gibt es jetzt an jedem Stand schön blitzende neue Bühler und Expresshaken. Leider fehlen auch etliche Schlaghaken, die früher scheinbar gute Zwischensicherungen abgegeben haben. So muss konsequent mobil durchgesichert werden.

Nachdem wir das Oppelband gequert haben, sind wir halb eins am Gipfel. Am laufenden Seil queren wir rüber zur Botzongscharte. Wir wollen weiter zum Südgipfel über die letzte Seillänge der Distel-Herr-Führe. Laut Topo ist das eine 4+. Bereits die ersten überhängenden Züge fühlen sich deutlich härter an, sind aber technisch nicht schwierig. Beim Steilaufschwung am ersten Schlaghaken reibe ich mir verwundert die Augen und quere rechts aus in die Wand. Oben finde ich einen Bühler und einen Schlaghaken. Das wäre der Stand gewesen. Ein Stück weiter blitzt ein Abseilring für den Botzong-Kamin. Wir gehen aber am laufenden Seil zum Gipfel und seilen die Südwand ab. Gern wär ich gleich noch den Nordgrat auf die Goinger Halt weiter gegangen. Aber dafür sind wir etwa eine Stunde zu spät dran. Also steigen wir ab.

Auch am Montag ist das Wetter noch stabil. Heute starten wir mit Sonnenaufgang gehen wir die Via Classica. In der ersten Seillänge wird bereits vorgestiegen und zwar irgendwo ins routenlose Gelände 60 m über uns. Wir zucken mit der Schulter und gehen einfach neben der Route seilfrei hoch zum nächsten Stand. Der ist ja noch frei. Bis wir startklar sind, trifft auch die andere Seilschaft nach ihrem Verhauer ein und Jasper und Dennis stellen sich vor. Auch Frederic stellt fest, dass die Orientierung im 3er Gelände gar nicht so einfach ist. Dafür übernimmt er ab den steilen Rissen in der 4. Länge die Führung und ist voll in seinem Element. Um zwölf packen wir das Seil ein und kurz vorm Gipfel doch wieder aus.

Im Abstieg finden wir zahlreiche neue Abseilstände, die mit dicken roten Pfeilen markiert sind. Sie führen alle in den Herrweg direkt unter frisch gelbe Ausbrüche der Felswand. Hier haben die Felsstürze sogar schon ein Todesopfer gefordert. Nach etwas suchen finden wir die alte Abseile wieder und seilen südostseitig über die Wand. Das ist sicherer. Und die Geröllabfahrt macht von hier auch noch Spaß.

Die letzten Tage sind schnell erzählt. Es regnet. Wir üben noch ein paar technische Handgriffe, gehen zum Feldberg und ruhen uns aus. Dann fängt meine Fortbildung an und Frederic steigt ab.

Die Fortbildung macht richtig Freude. Es geht darum, Gruppen im alpinen Gelände zu führen. Wir gehen den Herrweg mit einer 3er und einer 4er Seilschaft. Dann kommt die spannendste Aufgabe: 7 Personen am Totekirchl von der 3. Terasse möglichst schnell wieder runterzubringen. Die erste Person wird abgelassen. Das vermeidet Seilkrangel. Sie bleibt unten stehen und übernimmt die Seilsicherung für alle Folgenden. Die nächsten bringen die nächsten Seile runter und richten die folgende Abseilstelle ein. Danach kommt einer nach dem anderen. Die letzten beiden ziehen die Seile ab und nehmen sie auf. Dann gehen sie zur nächsten vorbereiteten Abseilstelle und drängeln sich vor, damit es weiter unten zügig weiter geht. Ein besonders interessantes Manöver ist noch der Gegenaufstieg. Der wird beim Einrichten von oben gesichert. Anschließend hängt das Seil U-förmig durch. Es wird abgeseilt, unten ein paar Meter Seil durchgezogen und oberhalb des Abseilgeräts ein Sicherungsknoten gemacht. Dann kann der Wiederaufstieg vom anderen Ende her gesichert werden.

Am Abend gibt es viele schöne Anekdoten der Teilnehmer aus dem Kaukasus, Pamir, Aconcagua und aus der Artis und Freitagmorgen Technikupdate von Dörte und Tobi. Pünktlich geht es runter zum Parkplatz und Michael ist so freundlich, mich nach Kufstein mitzunehmen.

Danke Euch allen. Das war mal wieder echt schön!





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