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TotesGebirge2023-Reisebericht

Eigentlich warten die Alpen ja immer. Oder mit anderen Worten, sie stehen einfach da und man kann sie besuchen. Immer. Und das am besten nicht allein.

Diesmal geht es zusammen mit Marie ins Tote Gebirge. Das kennt sie noch nicht und dort wartet auf uns der inzwischen längsten Klettersteig Österreichs.

Gerade noch rechtzeitig für das Abendessen kommen wir im gemütlichen Almtalerhaus an. Das steht am Fuß des Toten Gebirges mitten im Wald an einem Gebirgsbach. Bei Regenwetter geht es dort still und beschaulich zu. Das Essen ist hervorragend, die Schachpartie spannend und als wir schlafen gehen wollen, zieht eine Fledermaus im Matratzenlager ihre Kreise.

Am nächsten Morgen macht uns der Hüttenwirt freundlicherweise das Essen eine Stunde früher. Und das sollte sich noch als richtig wichtig herausstellen. Auf der Schotterstraße gehen wir hoch zur Materialseilbahn und bewundern die Felswände über uns. Ab dort windet sich ein schmaler Bergpfad über Leitern und Hänge hoch zur sympathischen Welser Hütte.

Mit leichten Rucksäcken gehen wir gleich weiter zum Tassilo Klettersteig. Denken wir jedenfalls. Denn ein paar Schritte hinter dem übersehenen Pfeil verliert sich der Weg bei einem Alpensalamander. Durchs weglose Gelände brauchen wir viel länger, als wären wir zurück gegangen. Irgendwann finden wir unseren hervorragend ausgeschilderten Klettersteig dann doch.

Der ist nett, hat ein paar kurze trittarme Stellen, an denen Gegendruck gefragt ist. Ansonsten zieht er sich durch meist leichte Passagen mit netter Aussicht hoch zu den beiden wolkenumhüllten Gipfeln. Der Abstieg ist hervorragend markiert und führt abwechselnd durch alpine Felspassagen und über große Firnfelder zurück zum Weg. Kaum sind wir auf der Hütte, prasselt draußen der Regen los. Früh Aufstehen lohnt sich eben.

Am zweiten Tag nehmen wir unser Gepäck mit, denn wir kommen erst am kommenden Tag wieder zurück. Über viele Firnfelder, Steinplatten, Felsen und vorbei an ganz vielen Felsspalten führt der Bergpfad zum Temlbergsattel und dann hinab. Viele Tschechen kommen uns entgegen und genießen ihr verlängertes Wochenende mit alpinem Sonennschein.

Vorm Weitgrubenkopf zweigen wir ab in das Labyrinth aus Felsplatten, Stufen, Senken und Firnfeldern an der Weitgrube. Hier sind wir ganz mit der Natur allein. Nur ein paar Gemsen schauen uns neugierig zu. Zum Maisenbergsattel hoch wird es deutlich steiler und es geht über unangenehmes feines Geröll, das oben mehr und mehr in Fels übergeht. Hinter dem Sattel folgen sogar leichte Kletterpassagen. Wir müssen ein schmales aber sehr tiefes, steiles Firnfeld queren und ich bin richtig glücklich über meine festen Berschuhe und den Pickel. Einen ordentlichen Schreckmoment gibt es, als Marie kurz wegrutscht. Zum Glück ist es nur ein Fuß.

Vom Sattel aus ist der Anstieg zur Spitzmauer wieder einfach und braucht einfach ein Weilchen. Zum Glück hält das Wetter und so stehen wir glücklich auf dem gar nicht so einsamen Gipfel und sehen tief unter uns das Prielschutzhaus. Bevor wir all den anderen den Stodertaler Klettersteig runter folgen, müssen wir aber unbedingt noch auf den Breitgrubenkopf gehen. Das ist ein kurzer netter Abstecher über steindurchsetzte Wiesen, der beim Gamsbock auf leichtes Unverständnis stößt.

Der Stodertaler Klettersteig zieht steil abwärts. Hunderte von Stahlklammern machen nur stellenweise Sinn, den Aufstieg jedoch für den Massentourismus jedoch deutlich leichter. Unten fahren und stolpern wir ein langes Geröllfeld runter. Am Ende des Wassers wartet noch ein langer, schweißtreibender Weg durch die heißen Latschen bis zum vollen Prielschutzhaus.

Ausgerechnet am Samstag wollen wir den Priel Klettersteig gehen. Deshalb stehen wir ganz früh auf und steigen auch ziemlich weit vorne ein. Der Steig startet mit einfachen Rampen und wird schon wenige Meter weiter richtig zackig. Am Affenkopf wartet ein anständiger Überhang, der sich mit matschglitschigen Schuhen durchaus spannend anfühlt. Es kommen einige kraftzehrende Passagen, die mit Gegendruck geklettert werden wollen. Zwei lustige Höhlen und zwei Seilbrücken lockern die Kletterei auf. Der Charakter des ersten Teils ist sportlich mit einem stellenweise deutlich spürbaren Augenzwinkern. Dann folgt der ältere Teil, nämlich der Rinesch Klettersteig. Der ist etwas pragmatischer. Die Linie wurde am langen Quergang gegenüber der deutlich sichtbaren alten Linie um einige Meter angehoben. Anschließend geht es viele Klammern und Leitern bei schweißtreibender Hitze die Felswände hoch. Hier erlebe ich das erste Mal einen völlig überraschenden Krampf zeitglich in beiden Unterarmen. Es lebe der Elektrolythaushalt. Nach einem Schluck Isostar und zwei Minuten Pause geht es wieder problemlos weiter nach oben. Hinter den Leitern wird nach vielen, vielen Klettermetern irgendwann der Grat erreicht. Hier folgt ein langwieriger Wechsel aus Geh- und einfachem Klettergelände. Das zieht sich dahin bis hoch zum Gipfel. Dort formiert sich ein Flashmob aus Bergwanderern, die scheinbar völlig zusammenhanglos den langen Grat hochkommen.

Das letzte Mal, als ich hier oben war, hatte gerade ein Sturm das Gipfelkreuz umgelegt. Das steht inzwischen wieder und trägt eine entsprechende Hinweistafel. Der Blick ist schön und das den ganzen länglichen Abstieg lang. An der kleinen sumpfigen Grasebene kurz vor der Hütte machen wir Halt. Dort fließt ein kleines Bächlein unter dem Firnfeld heraus. Es erfrischt die Füße in Sekundenschnelle und sorgt auch für sehenswerte Gesichtsgymnastik. Danach geht es weiter zur Welser Hütte und dort fühlen wir uns inzwischen ohnehin schon zu Hause.

An dieser Stelle muss ich auch mal erwähnen, dass Hüttengespräche wirklich interessant sein können. Ich habe wirklich viel gelernt über Polarforschung und Knieoperationen.
Eigentlich wollten wir am letzten Tag nur noch absteigen. Eigentlich. Die Bedingungen sind optimal und so steigen wir früh schon wieder auf zum Fleischbanksattel, queren die Firnfelder und Steinplatten rüber zum Temlberg und laufen und Klettern durch das gut markierte und sehr ursprünglich alpine Gelände hoch auf den Gipfel. Den haben wir bei strahlendem Sonnenschein ganz für uns allein. Mit einem großartigen Panorama bis zum Horizont. Von Marie lerne ich immer neue Ideen, mich auf Fotos in Szene zu setzen.

Leider müssen wir dann runter. Natürlich mit einem Fußerfrischungsstopp am Bächlein. Marie ist eine gute Trainierin. Mein Tempo nimmt deutlich zu und meine Körperspannung auch. Am Almtalerhaus gibt es noch eine Erfrischung von Innen und eine Erfrischung von außen. Dann geht es zurück nach Kufstein und schließlich wieder im Zug heim. Und genau dort sitze ich jetzt, tippe diese Zeilen und freue mich schon aufs nächste Mal.
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