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SextenerDolomiten2025-Reisebericht
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Die Dolomiten rufen. Frank ist nett. Er holt mich in Österreich ab und gemeinsam geht es ins Fischleintal. Dort erwartet uns ein fantastisches Dolomitenpanorama und ein einfacher Aufstieg auf die Szigmondyhütte. Knapp vor Ende des Abendessens kommen wir oben an. Die Hütte ist nett, das Essen gut, das Lager voll und die Rechnung hoch.
Nach einer halben Stunde Wartezeit auf Frank gehen wir los zum Zwölfer und kämpfen uns das lockere Geröll und den hart gefrorenen Firn hoch in die Rinne zwischen dem kleinen und dem großen Zwölfer. Die ersten potentiellen Einstiegsbänder zum Normalweg erweisen sich als Sackgasse. Weiter oben ist der Firn zu steil für uns, um den richtigen Einstieg ohne Eisen zu erreichen und der Fels nebendran nass, brüchig, mit Geröll übersäht und praktisch nicht zu sichern. Das alles kostet so viel Zeit, dass ich abbreche. Die Summe der Risiken ist zu hoch.
In der Forcella Giralba macht Frank erst mal Pause und dann gehen wir den Alpinisteig. Der ist superschön, landschaftlich sehr beeindruckend und gar nicht schwer. Trotzdem braucht er seine Zeit. Erst gegen sechs Uhr stehen wir in der Sentinellscharte mit den alten Weltkriegsstellungen. Der ursprüngliche Abstieg ist dort nicht mehr gangbar und eine neue, kurze Ferrata führt zum neuen Abstieg etwas weiter nordöstlich. Ganz langsam und vorsichtig steige ich bei zunehmender Dämmerung ab. Ich sitze schon lang in der Bertihütte, als auch Frank kurz nach acht dort auftaucht und wir zum Glück so spät noch etwas zu Essen bekommen.
Weil die Kletterrucksäcke fürs Klettersteiggehen zu schwer sind, wollen wir absteigen. Vorher schauen wir uns bei bestem Wetter noch die neue Ferrata auf den Arzalpturm an. Die ist schön. Der Arzalpkopf auch. Und als ich die ganzen Frontbefestigungen aus dem ersten Weltkrieg sehe, freue ich mich über die EU und den Frieden, den sie gebracht hat. Nachdem Frank mich an der Bertlhütte zu einer Mittagspause mit Suppe überredet hat, steigen wir ab, und landen freundlich per Anhalter in Padola. Leider sind wir inzwischen zu spät dran und der letzte Bus zurück nach Tirol ist gerade weg. Eigentlich mag ich die Anhalterei nicht. Jetzt ist sie unsere einzige Chance und nach einer Dreiviertelstunde werden wir nicht nur mitgenommen, sondern bekommen auch noch eine rundum-Zinnenberatung.
Zurück im Fischleintal gibt es ein Eis und als auch Frank fertig ist, wird der Schlüssel rumgedreht. Gegen besseres Wissen versucht Frank zur Auronzohütte zu kommen und wird an der Mautstelle abgewiesen. Die Zinnen sind inzwischen Touristensperrgebiet. Alles steht voll mit Kleinbussen und Campern. Wer einen Platz auf der Auronzo-, Lavaredo- oder Zinnenhütte möchte, muss den fünf Monate vorher buchen. Auch ein Maut- oder Busticket muss Tage oder Wochen vorher gebucht werden und so haben wir keine Chance auf die Zinnen und übernachten preiswert Hotel in Misurina. Und damit endet unser landschaftlich überaus reizvoller Ausflug in die Sextener Dolomiten.
Morgens fahren wir zurück zum Falzaregopass. Nachdem auch Frank seine Sachen gepackt hat, gehen wir zum Falzaregoturm und klettern die Via delle Guide. Oder vielleicht auch Abschnittsweise links oder rechts davon eine Route. Die sind dort oben nämlich nur wenige Meter auseinander. Dass Frank die mit Bergwanderschuhen gehen möchte, finde ich mutig. Er sagt, er kann das. Nach der Verschneidung biege ich einen Klemmblock zu spät nach links ab und bin froh, dass Frank ihn im Nachstieg technisch hoch kommt und ihm ein freundlicher Kletterer anschließend seine Trittschlingen hoch reicht. Die Kante ist sehr schöne, leichte Genusskletterei mit leichtem Anflug von Speck. Zum Glück hilft ein freundlicher Kletterer Frank über die Schlüsselstelle und so stehen wir bereits nach sieben Stunden glücklich auf dem Gipfel. Zum Glück bekommen wir auch Abends um halb Neun auf der Rifugio Scarpa noch Essen. Wir stehen früh auf, frühstücken um sechs und gemeinsam mit den anderen Bergsteigern bin ich fertig zum Abmarsch. Frank sagt, er braucht noch fünf Minuten. Nach einer Viertelstunde gehe ich schon mal los Richtung Monte Agnèr. Im Klettersteig sehe ich Frank noch unter mir. Der ist gar nicht schwer, der Aufstieg jedoch unsäglich heiß und trocken. Da will jeder Tropfen Wasser gut eingeteilt sein. Auf dem Gipfel erwartet mich nicht nur der atemberaubende, zwei Kilometer tiefe Blick in die tiefste Schlucht der Alpen Valle di San Luciano, sondern auch viele Hundert Kilometer Fernblick auf die gesamten Dolomiten, die Adamello und den Großglockner und alles dazwischen und rundherum. Pünktlich zum Abstieg bin ich auf der Hütte und warte bei einem guten Radler auf Frank. Der kommt viertel vor Sieben auch wieder runter und will trotz der viel zu späten Uhrzeit noch die Hütte wechseln. Nach einer deutlich vernehmbaren Meinungsverschiedenheit siegt der Autoschlüssel und wir steigen ab. Die Rifugio San Sebastiano ist schon zugeschlossen. Frank klopft den Hüttenwirt raus, der uns mit klaren Worten und der einzigartigen italienischen Höflichkeit begrüßt, wie sie dort beispielsweise stets auch dem Kapitän der Costa Concordia zuteilwird. Dennoch bekommen wir noch ein warmes Abendessen und statt dem gebuchten Lager ein kostenintensives Zimmer. Morgens um fünf frühstücken wir und brechen auf zur Civetta. Wir steigen mit diszipliniertem Tempo und nur einer Nüsschenpause für Frank auf. Damit wir auf dieser sehr langen Tour über die Ferrata degli Alleghesi zügig vorankommen, entdecke ich meine Fähigkeiten als Drill Sergeant. Die Kletterei ist heiß und trocken und schön und einfach und so kommen wir schon um zwanzig vor eins auf dem Gipfel an, machen ein paar Fotos und steigen auch gleich wieder ab. In der Rifugio Torrani bekomme ich eine wohltuende zwei-Liter Flasche Wasser und Frank bestellt sich ein warmes Mittagessen. Bereits eine Dreiviertelstunde später setzen wir den Abstieg fort, der spätestens in den Geröllfeldern unter den Felsen richtig unangenehm ist. Bereits um viertel nach sechs sind wir am Auto, fahren zum Hotel nach Falcade, gönnen uns in Canale d’Agordo ein leckeres Abschiedsessen und am folgenden Morgen bringt Frank mich nach Bozen zum Zug. Diesmal sind wir pünktlich und so endet ein Bergurlaub mit vielen wunderschönen Panoramen.
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