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Gimpelhaus2020-Reisebericht
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Es ist unglaublich. Zwei Jahre lang war ich auf keinem Berg mehr. Und dann kam auch noch Corona. Und es ging, wie es kam. Plötzlich konnte ich wieder Hütten buchen. Das heißt, ich hätte es gekonnt, wenn da noch Plätze gewesen wären. Immerhin war auf dem Gimpelhaus noch etwas frei. Und deshalb ging es ganz spontan zum Gimpelhaus und zwar ziemlich spontan mit Caro.
Als wir ankommen staunen wir erst mal. In Deutschland rennen noch alle mit Masken rum. In Tirol sehe ich keine Maske weit und breit. Bei schönem Sonnenschein steigen wir die paar Meter auf. Kaum sind wir da, wird der Himmel grau und die Terrasse nass. Genauso nass geht es am Freitag weiter.
Hochwiesler Hüttengrat
Deshalb lerne ich mal den Hüttengrad kennen. Der ist für das Wetter genau richtig. Er ist kurz und sehr gut gesichert. Besser als nichts ist er allemal.
Material: 6 Exen, 3 120-er Schlingen, Doppelseil für den Abstieg
Rote Flüh Südwestgrat
Für den Samstag hat Caro uns die Südost-Kante auf die Rote Flüh ausgesucht. Das ist eine ziemlich knackige 6+ durch ziemlich knackigen Fels. Wenn man dran wackelt, macht es hier und da noch knack. Caro steigt vor und kommt erstaunlich zügig wieder runter. Eine obligate 6 bleibt eine 6, auch wenn da ganz viele Expressanker stecken. Die erste Länge steige ich dann vor und freue mich, dass ich hier und da mal in eine Exe fassen kann. Das Gestein ist unangenehm abwärts geschichtet und es wäre gut kletterbar, wenn ich ihm vertrauen könnte.
Im ersten Stand entscheiden wir uns für Urlaub statt Arbeit und wechseln ein paar Meter weiter nach links in die Südostwand. Dort geht es zügig weiter bis zum Kamin. Der Kamin ist feucht und schmierig wie der Verdauungstrakt einer Ohrenqualle. Obwohl die Kletterei ganz einfach ist, freue ich mich bei dem Glibsch über jeden Friend und jede Schlinge. Bei der Ausgangsverschneidung wäre die Kletterei bei Trockenheit wunderschön gewesen. Wäre sie. Der Wiener sagt: "So eine Flüssigscheiße, heast!"
Der Quergang danach ist einfach nur super. Hier ist der Fels trocken, die Kletterei einfach, schön und richtig, richtig ausgesetzt. Danach kommt ein Technowulst. Im Führer steht der mit 7 (A1 4+) eingetragen. Das klingt einfach. Trotzdem hat Caro ihren Spaß und stellt verwundert fest, dass A1 nicht mehr A0 ist und schon einen sicheren Umgang mit Tritt- und Griffschlingen voraussetzt.
Oben wechseln wir noch mal zurück in die Südost-Kante, einfach weil die Kletterei dort so schön ist. Über den Friedberger Klettersteig gehen wir die letzten Meter hoch zum Gipfel, genießen ausgiebig die Sonne, das Panorama und die Plauderei mit den Klettersteiggehern. Alles in allem eine schöne und absolut lohnenswerte Tour.
Material: Meine 8 Exen habe ich nur in der ersten Länge der Kante gebraucht. Anschließend war ich froh, dass ich sicherheitshalber doch mal einen Satz Link Cams und ein paar Schlingen mitgenommen hatte. Am den Schlingenstand nach dem Quergang war die lange Kevlarschnur eine gute Sache. Für den Techno-Überhang habe ich eine 120er und eine 60er Schlinge gebraucht.
Gimpel Neue Südwand mit Ausstieg über Genießervariante
Sonntag gehen wir auf den Gimpel. Weil ich die Alte schon kenne, nehmen wir die Neue Südwand. Nach einem Führungswechsel vor der ersten Echse steige ich die ersten drei Längen vor. Der Einstieg ist schön knackig, löst sich aber schön auf, sobald man seine Füße hoch genug stehen hat. Der Kamin in der zweiten Länge macht einfach nur Spaß und die 4er Risswand in der dritten auch. In der 4. Länge biegt die Tour an einer Sanduhr links ab. Sie sieht dort echt schwer aus und fühlt sich auch so an. Wir haben Urlaub. Wir gehen stattdessen die Genießervariante der Alten Südwand weiter. Zum Glück sind wir deutlich schneller als alle nachfolgenden Seilschaften sodass wir uns nicht ins Gehege kommen.
Der Blick vom Gimpel ist den Aufstieg immer wert. Echt schön. Diesmal haben wir einen tollen Weitblick bis in den Alpenhauptkamm. Lange bleiben wir oben, dann geht es runter, ganz runter und platsch in den Haldensee. Von der Badewiese haben wir noch mal einen super Blick in die Südostwand der Roten Flüh. Hat Spaß gemacht. Oder Freude, wie der Sachsenkletterer an dieser Stelle zweifelsohne betonen würde.
Material: 6 Exen, 3 120 er Schlingen, kleine Friends, Kevlarschnur für Sanduhrstand
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