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IthApr2008-Reisebericht
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Ein kleiner Vorstiegskurs in den Felsen des Ith
Die Schulter hab ich mir kaputt gemacht und das ist doof. Natürlich fahren meine Lieben am Wochenende klettern und natürlich will ich mit und darf ich da nicht hoch. So n Mist. Was also machen? Kurs mit Frauke, Phillip, Christian und Rike.
Und so stehen wir an dem überraschend kühlen Tag in den Steinbruchriffe und üben Keile, Hex, Schlingen und Friends in den Fels hinein zu stecken. Und zwar so, daß sie auch halten, wenn man hinein fällt. Und zwar nach unten. Es ist erstaunlich, wie viel aus der Wand wieder rausploppt, wenn man sich mal dran hängt. Und so vergehen erstaunlich viele Stunden. Aber nötig sind sie.
Dann geht es auf die erste selbstgesicherte Route. Ne Vier. Klettertechnisch kein Problem und auch sicherungstechnisch bietet sich ein breites Spektrum von Kevlar bis zum Keil. Keile mag keiner so richtig. Friends sind doch irgendwie toll. Und während einer nach dem anderen sich hoch arbeitet, steht Jörg drei Schritt nebendran auf dem Waldboden und gibt Tipps. Oder wetzt wie ein bekloppter hoch und runter um immer den besten Punkt für die freie Sicht zu haben.
Nachdem alle ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert haben, lasse ich sie los auf den Fels. Jetzt werden die Routen selbst gewählt. Und Frauke zittert sich eine Vier hoch, die mal nicht ganz so einfach zu sichern ist. Ok, Risse gibt es. Aber die Schuppen, die sie bilden klingen hohl wie ein leerer Kanister. Und wackeln schon beim Antippen. Da entspannt sich die Laune doch merklich, als ich von einem Bohrhaken ganz oben eine Bandschlingen-Strickleiter runter reiche.
Philip traut sich in eine Fünf. Und hat meinen vollen Respekt für eine erstklassige Vorstiegsleistung mit enormer mentaler Herausforderung. Während Rike und Christian eine wunderschöne Route entdeckt haben, daß es mir einfach nur in den Fingern juckt. Aber ich muß unten bleiben.
Am nächsten Morgen geht es weiter. Ich hab eine nette Route ausgesucht. Und muß feststellen, daß meine Vorstellung von "leicht" nicht ohne weiteres auf andere übertragbar ist. Alle schlagen sich gut, kommen aber doch mit einem mulmigen Nasenwurzelausdruck wieder runter. Als alle behaupten, daß man da eine Stelle nicht sichern kann, geh ich dann doch hoch und schau sie mir an. Ja, es geht. Und bin glücklich, als ich wieder unten stehe.
Stephan und Frauke knacken inzwischen die Anaconda und Stephan flasht sogar die Hang-or-Hang-not. Und ich darf nicht. Buäää. Dafür freu ich mich, das Christian eine reife Vorstiegsleistung hinlegt. Und Phillip es schafft, eine ganz besondere Geräuschkulisse zu erzeugen. Im Takt seiner Waden schlagen die Keile wie die Taue an den Masten der Segelboote im Hafen bei Wind.
Und wieder ist ein schönes Wochenende viel zu schnell vorbei. Und ich fibere meinem Wiedereintritt in die Welt der Sportgesunden entgegen.
Euer Jörg.
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