"Du kannst alles immer nur jetzt machen." Jörgs Homepage
LinkTop
Startseite
Vorwort
Reiseberichte:
- aus Europa
- aus aller Welt
- Archiv
- neu: Totes Gebirge
Planung:
- Ausrüstungsliste
- Treffpunkte
Geschichten:
- Knacksmännchen
- Steinmanderl
- Drehtür
Datenschutzerklärung
Impressum

Kullen2008-Reisebericht

Eine Reise in das Land der blaugelbkreuzbehängten Fahnenmasten.

Am Anfang war Lothar aus Berlin. Der hatte Lust auf Schweden. Und das war gut so. Ist ja seit den legendären Rauhutbrüdern in Lübeck so Tradition. Daher war meine Antwort an ihn selbstverständlich: „Ja klar, machen wir! Was hältst Du von Himmelfahrt?“

Wie so oft kam fast alles anders. Nämlich weder Lothar, noch die Rauhutbrüder. Dafür aber die Tradition samt zwanzig Teilnehmern. Allen Ernstes: 20,00 – in Worten Zwanzig. Teils aus Lübeck, teils aus Hamburg. Der norddeutsche Tundrafunk funktionierte bestens. Und machte Jörg ratlos. Wie sollte das bloß alles funktionieren mit zwanzig? Die Felsen sind doch viel zu klein und ob die Dänen so einen Pulk auf ihren Zeltplatz lassen würden? Wer weiß…

Zum Glück hatten am Donnerstag alle frei. Die Christen für ihre Himmelfahrt, die Väter für ihren Vatertag und die Arbeiter für ihren Tag und die Arbeit. Je nachdem. Wir um nach Schweden zu fahren. Zu dem passenden Ärzte-Lied „Wie gerne möchte ich jetzt in Schweden sein, weil jeder Schwede lacht und singt und pausenlos das Tanzbein schwingt bei 40 Grad im Sonnenschein! Ach Schweden ist das schönste Land der Welt…“

Vor Ort erwartete uns eine zunehmend humide Flechtenwohlfühl-Witterung. Und unsere hübsche Gruppe vermehrte sich durch Querteilung. Nämlich in einen ortsgebundene Zelle, die die kühle Feuchte mit einem Fass kühlem Blonden bei den dänischen Älplern im Unterschlupf verbrachte, während nur die Unerschrockenen, Tapferen und Nässeerprobten auf einer Querwaldein-Wanderung zu den Treibholzburgen im Pladderregen an meiner Seite blieben. „An meiner Seite“ ist nicht ganz richtig. Im Wald geht es besser hintereinander. Ist nicht ganz so kommunikativ und sieht aus wie eine Gruppe schlammbeschmierter schwedischer Vietkongs.

Mit der überrannten wir von oben aus dem Geröll hervorglitschend die Türme von Nimis. Ich weiß nicht einmal, ob die Ladonier es gemerkt haben, als Christoph ihren Nordturm besetzt hat. Lustig war es jedenfalls. Und so wir konnten uns ungestört von der besonderen Eleganz und der detailverliebten Ausführungspräzision ladonischer Architektur beeindrucken lassen. Ein Jammer, dass unsere beiden Architekten auf dem Weg in die Hände finsterer Waldtrolle geraten waren. Mit Hilfe guter elektromagnetischer Schwingungen konnten wir sie noch vor dem Essen unverletzt wieder befreien. Und das war wichtig.

Am nächsten Morgen küsste uns die Sonne aus einem strahlendblauen Schönwetterhimmel wach. Die Jacken haben uns die netten Dänen über Nacht trocken geräuchert. Und weil die da drin auch gleichzeitig schlafen, halten sie sich länger bei diesem Wetter. Rauch konserviert schließlich. Für einige von uns war meine Idee noch etwas ungewohnt, um sieben schon Richtung Frühstücksplatz loszufahren. Besser spät als nie.

Die Morgensonne in der Ostwand des Åkersberg war es wert. Einfach ein Traum von Wellen, klarem Wasser und klaren Linienführungen im Gneis. Während Ubbo, Helge und der Autor dieser Zeilen die Kletterseile installierten, keilte Stephan uns direkt über dem Wasser einen tourenbuchmäßigen Klettersteig. War der schön.

Den Rest des Tages kann ich gar nicht wirklich erzählen. Es gibt Dinge, die man nicht in Worte fassen kann. Die muss man erleben. Einfach mitkommen. Geht nicht anders.

Zum Staunen gibt’s da sicher was. So wie mir ungläubig die Kinnlade runtergefallen ist, als ich nach dem Einsammeln unseres jüngsten Turtelpärchens ne halbe Stunde zu spät auf den Mampfplatz kam. Da waren sie schon alle lustig am Tischbouldern. Und am Ende der Tischplatte wartete das Bierfaß als Belohnung. Gar nicht so einfach, unter dem Tisch hängend den Zapfhahn zu öffnen. Nein, ohne Tasse oder Becher. Einfach Bier von oben. Prost.

In Carstens Rände war ich dann froh, schon mal die knackige, rot überhängende Wand ganz rechts ausprobiert zu haben. Weil die besseren dann dort reichlich Spaß hatten. Außer mir. Ich durfte nicht. Wegen Schulter kaputt. Hab es trotzdem probiert. Es stimmt wirklich.

Und am Abend dem Dritten von Kullaberg gefiel es auf feierliche Weise der Zeit, reif zu sein. Reif für einen ganz besonderen Spaß. Gleich nach dem Essen.

Kullamannens Dörr im Sonnenuntergang. Eine majestätische Wahnsinnswand. Mit perfekter Aussichtskanzel auf die Sonnenkugel, die roten Wellen, die schäumende Brandung. Und auf diese Wand. Einfach nur glatt, einfach nur senkrecht und darin ein perfekt rechtwinkliges Dach ohne alles. Dort durch führt eine komplett unmögliche Route, das „Eksistensminimum“. (VIII/A4). Toller Name übrigens. Und so anschaulich. Da rein haben Stephan und ich uns ein Seil gelegt und nebendran eine Abseilpiste. Dazu eine Spielregel ausgedacht. Klettern ohne Ablassen. Wer es nicht schafft, benutzt seine beiden Prusikschlingen.

Das Absurde, das Unmögliche, das Niegeglaubte: Als Sonnenuntergangs-Photomodel auf dem Fels posierend wartete ich sichernd hämisch auf Stephans verzweifelte „Zu“ oder den schweigenden Ruck im Seil. Aber es kam nicht. Stattdessen im ICE-Tempo ein keuchender Stephan, der sich das Ding tatsächlich komplett hoch gekämpft hat. Wahnsinn. Und die A4-Bewertung elegant mit avantgardistischer Virtuosität und Hilfe von zwei kleinen Bandschlingen interpretiert hat. Ein Bewegungskonzert. Mit liebevoller Reanimation durch seine Frau, als er dem Held von Marathon gleich theatralisch oben auf der Felskanzel zu Boden ging.

Julia und Rike haben es auch geschafft mit ihren Prusikschlingen. Ich durfte nicht. Weder noch. Wie gesagt. Schnüff.

So bleibt mir nur noch die Erinnerungen an Palnatoke, an das beeindruckende „Zonk“ des Stineschlags auf meinem Helm, an meinen Megadusel, als die großen Geröllbrocken sich mit mir in Bewegung gesetzt haben, an das mühevolle Zurücksortieren der Karabiner und der Schlingen unter vielen strahlenden Augen bei der War-das-toll-und-Caio-Runde auf dem Parkplatz. Vor allem: An viele nette Menschen, von denen ich keinen einzigen hätte missen mögen. Weil dann jemand gefehlt hätte.


Euer Jörg.

P.S.: Nicht zu vergessen: Das Loblied auf die wohltuend reinigenden Kräfte, die meiner schönen, warmen Badewanne innewohnen!

Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild