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PfrontenJuni2012-Reisebericht
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Im Juni in die Alpen? Da liegt doch noch Schnee. Genau. Und dieses Jahr besonders viel. Und deshalb suchen wir uns ein besonders niedriges Gebiet aus, in dem der Schnee schon weg ist. Und fahren an den Alpenrand nach Pfronten. Anne und ich.
Still ist es in der Fallmühle. Nur der Bach rauscht. Und die urigen, alten Bergbauern erzählen in schwer verständlichem Dialekt vom Holz machen, vom Almauftrieb und davon, dass man sich die Rippen bricht, wenn man sich mit dem Traktor überschlägt. Und nachts wuschelt das Mäuschen.
Durch den Regendunst gehen wir zur urigen Bärenmoosalpe mit ihren vielen Kuhglocken. Und am nächsten Tag auf den Breitenberg. Das ist schon eine echte Bergtour. Und Annes erste. Oben wartet die windige Ostlerhütte und weil das Wetter so gut ist, gehen wir noch schnell auf den Aggenstein. Denken wir. Auf der Schulter schlägt das Wetter um und wir schauen, dass wir da möglichst schnell wieder runter kommen.
Bei unserem ersten Tag am Tegelberg geht es gleich sehr nass zur Sache, wir stattdessen durch Füssen und schnell wieder heim. Auch ein Ruhetag ist ein Urlaubstag. Und zwar nicht der schlechteste.
Auch wenn es am nächsten Morgen instabil ist, versuchen, wir von Nesselwängle aus ein paar Schritte zum Schartschrofen hoch zu kommen. Kurz vorher biegen wir ab zum Füssener Jöchle und freuen uns über die Erbsensuppe. Bei gutem Wetter geht es hoch und weil es weiterhin auch gut aussieht, steigen wir in den Friedberger Klettersteig ein. Nach dem schwersten Teil entscheidet sich das Wetter dann doch anders, wir verkriechen uns in einen riesigen Gufel und weil Anne den C-Teil des Steigs nicht zurück will, entscheiden uns für den leichteren Durchstieg. Bei nassem Fels wandern wir die Einsterstellen hoch und hier und da nehme ich Anne auch schon mal ans Seil. Spät ist es, als wir auf der Roten Flüh ankommen. Und noch sind wir nicht durch. Erst mal muss ich für Anne viele Stufen in den Firn hämmern, dann klettern wir eine einfache, aber abgespeckt nass flutschige Rinne ab und als wir schon lang im Gehgelände sind, setzt sich Anne dann vorm Gimpel noch mal ins Geröll und prellt sich die Hand. Alles in allem ein erlebnisreicher und großer Tag, den ich trotz des Wetters nicht missen möchte. Und sie auch nicht.
In Oberjoch haben die Wolkenmacher ein helleres Weiß genommen und der Himmel ist frisch blau gestrichen. Wir laufen zum Iseler hoch und schräg über uns surrt der Sessellift. Schließlich nimmt Anne den rechten Fußweg und ich den linken Salewa Klettersteig. Der ist grad wieder eröffnet, etliche Stifte sind von den letzten Lawinenmassen krumm gebogen oder abgebrochen und hier und da liegt noch Firn im Steig. Von oben kommen mir ein paar freundliche Bergführer mit einer Bohrmaschine entgegen und machen heile, was heile gehört. Der Rest des Steiges ist nett und unterhaltsam und das Gestein erinnert an alpine Verhältnisse. Oben gibt’s bergführerliche Werbung für Hanwag mit professionellem Fotograph und auf dem Weg über den Kühgund inflationär viele Gipfelchen. Unten auf der Alm wird es noch einmal kurz spannend. Ein Erdrutsch hat unseren Weg weg gefräst und es geht plötzlich drei vier Meter das lockere Erdreich runter. Wie gut, dass da eine solide Eisenstange steckt wir ein Seil dabei haben. Das Abseilen spart uns einen Umweg und deshalb kommen wir auch rechtzeitig wieder zu Falli und seinen bergbauersättigenden Portionen mit netter und schwer verständlicher Pfrontener Gesellschaft.
Am Ende gibt es dann doch noch mal Tegelberg bei Sonnenschein. Für Anne ist der A-Steig genau richtig. Und ich fühle mich im einsamen C-Steig sauwohl. Oben gibt’s Apfelschorle und Auf dem Abstieg viele, viele schöne Tiefblicke auf eine wilde Landschaft mit Königsschlössern.
Mal schauen, wie lange Annes Flachlandgeduld hält, bis sie wieder hoch will...
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