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Ramolhaus2014-Reisebericht
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Kennt ihr das: Ihr sitzt plötzlich im Ötztal, habt zwei Tage Zeit und nichts vor? Und was dann? Ich hab mir dann eine Karte geschnappt, geschaut, was es so gibt und sie da, da gibt es das Ramolhaus. Da steckt meine Heimatsektion viel Überzeugungsarbeit, Geld und Politik rein. Und da will ich doch mal wissen, wofür überhaupt.
Also pack ich meinen Rucksack und lauf los. Der Weg ist weit und feucht. Im Nebelgelichter wär es ganz still. Wäre es. Überall rauschen die Wasserfälle und diverse Bäche dürfen überhüpft oder durchwatet werden. Und irgendwann taucht es dann aus dem Nebel auf wie das verwunschene Hotel California: Das Ramolhaus. Und im Nebel sehe ich gar nicht, wie wunderhübsch es über dem Abgrund thront.
Auf der Hütte lerne ich viele nette Menschen kennen. Mario ist Bergführer und hat einen Klettersteig eingebohrt. Er wünscht sich mehr Engagement der Sektionen fürs Bergsteigen, weil die Jugend nur mehr klettert und mit einem echten Berg aus echtem Gletscher und Gesteinsschrott gar nichts mehr anfangen kann. Mit den Tirolern habe ich viel Spaß und Thomas und Ralf vom Nachbartisch fragen mich, ob ich am nächsten Morgen mit ihnen eine Tour gehe. Die beiden können was und sind vernünftig. Also ja.
Die Berge sind hier weniger schroff, als in den Dolomiten, dafür aber der Hüttenwirt. Ich solle bitte vor der Tour bezahlen, mir könne ja was passieren. Das kann man als Hüttenwirt so sehen. Ob man das so auch sagen muss, ist eine andere Frage.
Der Morgen ist so schön, wie die letzten Tage regnerisch waren. Also richtig schön. Halb sieben in der Früh geht es schon los. Knirsch, knirsch, knirsch stapfen wir am Seil über die Firnfelder und Gletscher, teils sogar mit Steigeisen. Zuerst wollen wir auf den Mittleren Ramolkogel.
Der hat einen Ostgrat mit viel, viel lockeren Steinchen, Steinen und Felstrümmern. Da klettern wir drunter, drüber und links und rechts dran vorbei. An einem kleinen Überhang dreht Thomas sicherheitshalber rum und wartet im Sattel auf Ralf und mich. Der Grat ist kurz und genau so kurz danach stehen wir auf dem Gipfel, machen kurz ein Foto und klettern wieder runter, damit Thomas nicht so lang allein ist.
Dabei ist Thomas gar nicht allein, sondern in bester Gesellschaft zweier verpeilter Wanderer mit österreichischem Akzent, die ihren Pass katastrophal verfehlt hatten, versehentlich über einen Gletscher aufgestiegen waren und sich wunderten, dass es im Steileis hinter dem Sattel für sie nicht mehr weiter geht.
Mit Thomas queren wir den Firnhang und die Felsrampe auf den Nördlichen Ramolkogel. Die besteht auch nur aus ständig rutschendem Lockerzeug, bis man am Grat ist. Der ist dann ok. Oben noch einen kleinen Firngrat mit Wechte und schon sitzen wir oben und genießen den grandiosen Ausblick mit blau und vielen schicken Quellwölkchen.
Unter Umgehung des Steilhangs steigen wir wieder ab, stoßen auf der Hütte an, tauschen Adressen und gehen unserer Wege.
Meiner führt erst mal rüber zur Langentalereckhütte. Über weite nasse Gluckerhänge an Bergdisteln und Murmeltieren führt der Weg in ein ganz stilles Bergparadies. Hier komme ich das erste mal so richtig zur Ruhe, während um mich herum die Bäche glucksen und glänzen, rauschen und tosen und das Wasser aus allen Richtungen über die rundgeschliffenen Felsen schießt.
Hinter der atemberaubend wackeligen Dreibretterbrücke über die wilden Wasser wartet eine weite Landschaft aus rundgeformten Schmeichelfelsen, die im Sonnenlicht glimmern und glitzern. Aber nicht lang. Denn dann verschwindet die Sonne hinter mächtigen Wolkentürmen und die himmlische Lightshow geht los, begleitet von der himmlischen Basedrum.
Ein Blitz, nichts, kawummmbummbummbumm –bummbummbumm. Gebirgsgewitter klingen anders. Von allen Berghängen wird der Donner hin und her und zurück geworfen und das tiefe Grollen rollt noch viele Sekunden durch die sonst so stillen Täler. Und mit Prasselregen ertönt das nächste und das nächste und das nächste. Und während ich hier tippe, trocknet ein paar Meter weiter die Ausrüstung.
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