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Tofana2014-Reisebericht

Eine Reise in die Dolomiten.

Stephan will klettern. Jörg auch. Und Stephan hat ein Portraitfoto in die Hand bekommen. Tofana di Rozes. Was für eine Südwand. Wow!!! Da wollen wir hin.

Weit ist der Weg. Mit dem Kultur- und Schnarchstopp in Rotenburg und mit fünf Staus. Unterwegs planen wir wettervorhersagenbedingt dreimal um und landen glücklich vor einem wunderbaren italienischen Rosmarinsteak auf der Rifugio Valparola.

Gleich daneben steht ein kleines Felswändchen. Das ist ganz schön groß und heißt Piccolo Lagazuoi. Klein ist es nur im Vergleich zu den anderen gigantischen Dolomitenwänden. Und klein genug für das unbeständige Wetter. Vor dem Felswändchen stehen ein paar Murmelis und jede Menge Kriegsruinen und tiefergelegte Wanderwege. Da kann man sich bei Schwermetallgewitter rein ducken, wenn mal wieder Weltkrieg ist. Bin ich froh, dass wir uns mit dem Italienern inzwischen besser verstehen!

Die „Via M. Speciale“ führt durch unten vertikalen Fels mit gefühlsechten Wasserrillen und authentischer Feuchte. Auch der Fels ist noch authentisch, jedenfalls findet sich dort kein Bohrhaken, dafür allerdings alle paar handbreit eine Sanduhr. Hab ich in den Alpen so noch nicht erlebt. - Ein Traum von einer Kletterrei, vor allem ab der dritten Länge. Und der Ausstieg ist auch schön und angenehm trocken. Leider ist am Ende der Wand nur die Wand zu Ende und der Gipfel noch nicht mal in Sicht. Über viele Schotterbänder queren wir raus. Und weil der erwartete Regen Verspätung hat, gehen wir kurzentschlossen über den „Sentiero dei Kaiserschützen“ doch noch auf dem Gipfel und anschließend im Prasselregen wieder runter.

Die Kaiserschützen treffen wir dann abends auch noch. Als zutiefst ernster Tiroler Historienkarneval sitzen die Offiziere in ihren graugrünen Uniformen mit derb ledernen Pistolenhalfter und Rauchglasbrillen vor ihrem Bier und hängen den Zeiten nach, als Südtirol noch österreichisch besetzt und Österreich Monarchie war.

Auch der zweite Tag führt uns wettervorhersagebedingt auf einen kleinen Felsen mit einem kurzen Wändchen. Wir gehen den Kleinen Falzaregoturm über seine direkte Südostwand. Weil wir sehr früh dran sind, haben wir die Wand ein paar Minuten für uns allein. Wenig später sieht das Ding aus wie ein Kalkhaufen für helmtragende Ameisen. Unten ist die Route bröselig und einfach, oben macht sie Spaß. Am Gipfel herrscht dichtes Gedränge an den mindestens zwölf betonierten Standhaken. Irgendwann dürfen auch wir zwischen den vielen Bergführern und -gästen abseilen. Und weil wir schneller absteigen können als die anderen, sind wir auch die einzigen, die vor dem großen Regen wieder trocken im Auto sitzen.

Und was machen wir jetzt mit dem Sauwetter? Wir fahren die paar Meter runter und hoch zur Rifugio Dibona und sind das erste Mal so richtig hüttenglücklich. Am nächsten Morgen regnet es weiter. Dauerregen mit abwechselnd Niesel und Schauer. Und weil wir nicht auf der Hütte rumhängen wollen, schnappen wir uns die Rucksäcke, Regenjacken und Pickel und stapfen los, raus in den Regen.

Über unseren Köpfen führt die Tofana di Rozes einen Schleiertanz mit Wolken auf. Keck blitzt mal hier ein Pfeiler und mal da ein Wandstück aus dem Nebel raus. Bei über einem Kilometer Breite und Höhe hat die Südwand genug davon. Und wir laufen am Wandfuß entlang und finden viele beeindruckend-hübsche Routeneinstiege.

Dann steigen wir in einen erstweltenkriegerischen Stollen ein- und weit, weit im Bergesinneren hoch. Oben startet die Ferrata Giovanni Lipelli. Es geht im Regen abwechselnd an Drahtseilen hoch und quer über den rutschig feuchten Fels und dann immer wieder über Schuttbänder. Auf Reibung antreten geht nicht wirklich gut. Das braucht mehr Gegendruck und immer wieder hoch antreten. Einige Passagen erfordern echte Kletterei. Und lang ist das Ding...

Oben steigen wir natürlich noch zum Gipfel auf. Über einen langen Firngrat. Am Kreuz erwartet uns trockenwarmes Nebelwetter mit einzelnen Sonnenstrahlen. So sieht Regen von oben aus. Der Abstieg ist noch mal richtig spannend. Schäge, nasse Felstafeln mit kleinen Steinchen drauf können richtig glatt werden. Und am Rand der Firnfelder sind unter ein paar Zentimeter Schnee fiese Eisplatten versteckt. Unten kommt man auf dem Weg in den Regen wieder an den üblichen Kriegsruinen vorbei und durch ein irres Gebiet mit hunderten kleinen Felstürmchen.

Und jetzt bin ich platt und glücklich und am Aufwärmen. Das war eine große Tour. Dagegen fühlen sich die letzten an wie Piccolosektpullen. Prickelnd aber nach dem ersten Schlürf gleich leer.


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