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WilderKaiser2018-Reisebericht

Jörg will lange Routen klettern und Verena will oppeln gehen. Und welcher Ort wäre dafür geeigneter als das Oppelband am Predigtstuhl Nordgipfel im Wilden Kaiser?

Vernas Urlaub ist Ende Mai. Das ist früh. In den Nordalpen liegt noch viel Firn. Die Wetterprognose ist miserabel. Was machen wir? Arco? Kaiser? Arco? Kaiser? – Arco! Also buche ich Arco, packe für italienische Wärme und werde von Verena kurzerhand aufs Stripsenjochhaus diskutiert. Das liegt im Kaiser.

Am ersten Tag gehen wir die Predigtstuhl Nordkante als Eingehtour. Die ist lang und leicht. Obwohl ich die Tour kenne, verpasse ich schon in der ersten Seillänge die Abzweigung zum Stand und darf 20 Meter wieder abklettern. Deshalb heißt das Eingehtour. In der zweiten Länge entscheidet Verena, dass ich auch den Rest der Tour vorsteige. Und ab dann läuft es auch zügig. Die Kletterei ist schön und die Aussicht auch.

In der vorletzten Seillänge wartet auf uns das Oppelband. Das gilt als eine der ausgesetztesten 4er Klettereien der Nordalpen. Und das stimmt. Die Bewegungsweise ist einmalig. Man legt sich bäuchlings auf den Fels und schiebt sich rhythmisch vorwärts nach oben. Ich nenne das oppeln. Und jeder, der es schon mal selbst gemacht hat, versteht das Wort.

Eigentlich hätte die Tour viel länger werden sollen. Aber mit einem Blick auf das Wetter, die Uhr und das innere Wohlfühl, entscheiden wir uns, den Botzong-Kamin abzuseilen. Verena ist von der alpinen Ablasstechnik schwer zu überzeugen.

In der engen, gruftigen Abseilpiste werden wir von zwei netten und beeindruckenden Münchner Kletterern überholt. Die sind rasend schnell. Sie sind in München gestartet, als wir schon in der Route waren und haben uns trotzdem in einer 8er Route überholt. Respekt.

Am zweiten Tag gehen wir die Via Classica. Das ist eine zurecht sehr bekannte Route auf die Fleischbank. Wegen dem harten, steilen Firn im Einstieg verlegen wir den Start direkt neben den Einstieg zum Nordgrat. Das geht problemlos. Dank der guten Absicherung ist die Route anschließend sehr leicht zu finden. Ab dem vierten Grad findet sich spätestens alle 8 bis 10 Meter ein Bohrhaken. Lediglich in Kaminen wird auf die Absicherung stellenweise verzichtet. Aber wie sagt der Sachse: „Im Gamin fällsde ja nü nich.“ Die Gesteinsqualität ist für den Kaiser durchweg sehr gut. Meiner Meinung nach hätte man sich vielleicht 10 Bohrhaken sparen können, die wenige Zentimeter neben perfekten Rissen für Keile oder Friens oder neben tollen Köpfel sitzen. Macht nichts. Die Route ist toll. Ein Dank an die Erschließer.

Am schönsten ist die vierte Seillänge mit schöner vertikaler Risskletterei und die fünfzehnte durch die lange Schlucht. Da wird einem richtig schön warm. Homogen geht es Zug um Zug aufwärts und jeder braucht Körperspannung. Einfach nur schön. Die letzten beiden Seillängen fallen ein bisschen aus dem Rahmen, da sie weitgehend selbst abzusichern sind. Das geht jedoch problemlos. In Summe eine richtig schöne Tour.

Der Abstieg von der Via Classica ist weit. Denn es geht erst mal ein paar Hundert Höhenmeter hoch auf den Gipfel. Der Weg ist über weite Strecken einfach und hat nur immer wieder kurze nette Kletterpassagen eingestreut, die wir am laufenden Seil gehen. Besonders der Überfall fühlt sich mit Seil deutlich angenehmer an. Der ist nämlich sehr ausgesetzt. Und die letzten paar Meter auf den Gipfel auch.

Vom Gipfel aus geht es durch die Schöllhornrinne im Zickzack mit dreimal abseilen recht einfach runter. Die Abseilstellen sind gut markiert. Von unten steigen wir auf die Schulter der Karlspitze auf, klettern einfaches Gelände ab bis zum Abseilring. Für unser 60-Meter Einfachseil ist die erste Abseillänge grenzwertig lang. Nur noch wenige Zentimeter Seil bis zum Stopperknoten sind übrig, als wir den zweiten Abseilring klicken. Die weiteren Längen sind hingegen problemlos. Die Ringpositionen schützen gut vor Steinschlag und sind teils recht unbequem.

Unten macht uns das steile Firnfeld Sorgen. Mit unserem leichten Schuhwerk scheint mir eine Querung gewagt. Glücklicherweise finden wir noch einen Schlaghaken, mit dem wir über einen Teil des Firnfeldes weiter abseilen können. Und Verena weiß jetzt, warum man im gestuften Gelände zuerst ablässt. Bei Gewittergrollen rennen wir die Steinerne Rinne zurück und freuen uns über das gastliche Strips.

Am dritten Tag ist es neblig und weiß nicht so recht, ob es sprühregnet oder nicht. Wir steigen ab. Unterwegs sagen wir noch mal dem Gamswandl hallo. Da gibt es schöne einfache Zweiseillängen mit rauen Wasserrillen. Verna bricht ab. Ihre Füße tun weh. Nach den rund 40 Seillängen kein Wunder. Also steigen wir ab, besorgen uns unten ein paar lecker Forellen, ein Stück Kuchen, einen Eisbecher und einen Nachmittag in der Therme. Und so endet mit Aufguss und bayrischer Blasmusik mit Peitschenknall die schöne Reise nach Arco.
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